RTL startet 2023 Ableger „Brauer sucht Frau“

Der Bauer sucht. (Photo by Jake Heinemann on Pexels.com)

Eine Doku-Soap mit langer Geschichte als Vorbild

Bauer sucht Frau dürfte mit weitem Abstand eine der bekanntesten Dokumentationsseifen sein. Erstmals Oktober 2005 ausgestrahlt und von Inka Bause moderiert, begeistert das Format jedes Jahr aufs Neue, und ein Ende ist noch lange nicht in Sicht. Im Gegenteil, RTL bleibt nicht nur auf der Überholspur, sondern will sogar noch eine Gangart zulegen.

Damals schien das gewagte Konzept fast zu einfach, um überhaupt anzukommen oder jemanden an den Fernseher zu locken. Und doch bestach das Schlichte. Man nehme einen nach Liebe bedürftigen Bauern, filme ihn und die anderen Rindviecher auf seinem Hof und knete das alles zu einer Dating-Show. Fertig? Fertig.

Schon mittlerweile achtzehn Staffeln lang begeistert die teils gescriptete Erfolgsshow zur Hauptsendezeit nicht nur das gut bebauchte, bierphile, bäurische Bauernvolk in den niederen Bayerngefilden, sondern erfreut sich auch besten Einschaltquoten im Rest von Deutschland. Regelmäßig widmen sich zwischen sieben und acht Millionen dem Fernsehgerät, um den mit Schmutz, Charme und Schweinen gesegneten Suchenden mitzufiebern.

Eine Farm, heimelig warm. (Photo by Pixabay on Pexels.com)

Dabei legt man seit jeher – man nimmt sich ein Beispiel an den Sendungen auf RTL II – Wert auf eine saloppe Darstellungsweise. Man will schließlich unterhalten. Während Alliterationen in der Welt der Belletristik oft als Wortspiel eines eher schlechten Autors verpönt sind, ist hier durchaus gewollt. So werden die liebenswürdigen Landwirte stets als knuffige Kartoffelbauern, scharmützeltreibende Schweinezüchtern, rallig-rüstige Runkelrübenbauern, heftig hurende Hofbetreiber oder gut bestückte Gutsbesitzer bezeichnet.

Neuen Schwung verschaffte man der Show in der fünften Staffel im Jahr 2009, als das erste Mal auch homosexuell gesinnte Bauern, und 2013 eine ebenso gesinnte Bäuerinnen ihr Gegenstück suchte. Der Erfolg spann weitere Fäden und beförderte 2019 Bauer sucht Frau International und 2017 Schwiegertochter gesucht auf die Liste beliebtester Sendungen. Denn nicht nur der Bauer will prächtige Euter melken. Auch andere Eltern wollen in ihrer Stube sagen können, während das Bett einen Stock höher knarrt und ächzt: „Na da schau her, die Schwiegertochter, die locht wer.“

Rasch realisierte man selbst bei RTL, dass das Potenzial noch nicht ausgeschöpft ist. So senkte man mit dem Niveau den Blick auf der Landkarte und blieb in den bayerischen Landen hängen. Genauer gesagt: Niederbayern! Bei den feierfesten Bayern sah man sich große Chancen der Vermarktung. Und da in Bayern besonders der Bierkonsum großgeschrieben wird, hakte man besonders in dieser Sache nach und landete schließlich bei den Bierbrauern.

Am Ende entschied das Bier

Um das prächtige Potenzial der zahlreichen Bierbrauer in Bayern zur Genüge zu tun, wagte man sich nun in hochprozentige Gefilde vor und schuf das Format Brauer sucht Frau. Wie der Name schon verrät, sucht man hier explizit Brauer, Brauereibesitzer oder entfernt dabei mitwirkende Mitarbeiter, welche die Liebe ihres Lebens und Maßkrughebens suchen. Gemäß dem Motto: „Kann sie nicht saufen, kann sie weiterlaufen, kann sie jedoch trinken, rasch zur Bierbank winken.“

Dabei variieren die Anforderungen an die zünftige Zukünftige. „Grundsätzlich gehört aber reingelitert“, hieß es von Matthias Hinterbichler, auch genannt dem Hias, den man als trinkfesten Berater für die Show einstellte. Er gewann viermal in Folge das örtliche Maßkrugstemmen, ist Landwirt im Nebenerwerb, Mitbesitzer einer Brauerei und bewirbt als Maskottchen „Hiasl“ das eigene Bier, das Hiaser Hopfengold.

Hinterbichler selbst hatte seinen ersten Vollrausch mit elf Jahren und mutiert nach der zwölften Halbe regelmäßig vom Saufbold zum Raufbold, wie er selbst sagt. Dieser ruhmreichen Tradition ist er bis heute treu geblieben und wärmt das jedes Wochenende aufs Neue auf, denn stramm total im Stammlokal lautet eine seiner Devisen. Noch gut erinnert er sich an sein erstes Mal:

„Mei, da hat man sich halt getroffen, und dann hat man halt gesoffen.“

Matthias „Hias“ Hinterbichler

Und so einfach soll auch das erste Meeting ablaufen: Flüssig! Hinterbichler nämlich weiß, was gut ist: Nur viel und flüssig.

Zu sehen hier: Bier. (Photo by Engin Akyurt on Pexels.com)

Dabei kommt es nicht nur an die Menge an reinem Bier an. Die Messlatte wolle man bei den feschen Madln schon etwas höher heben. Wer schon einmal in den nicht nur örtlichen niederen Bayernland war, der weiß, dass diese gutbebauchte Minderfraktion nicht nur unheimlich viel Nahrung vertilgen und unmenschliche Mengen Bier trinken kann, sondern auch einen prallen Kalender mit wöchentlichen Gelegenheiten aufweist, die Leber nicht in die Unterfunktion zu treiben.

Legal erworben und getrunken kann Bier in Deutschland bereits ab sechzehn Jahren werden. In Bayern laufen die Uhren aber anders. Der typische Bayer wird schon früh an das Bier gewohnt; gebraut wird es nach dem Reinheitsgebot, verzehrt nach dem Reinheizgebot. Bier ist hier nicht nur Bauergetränk, sondern Dauergetränk.

Auf den Volksfesten, Kirchweihfesten und täglich stattfindenden Trinktagen gewöhnt man die heranwachsende Sprosse mit Trunkeskraft an den Gerstensaft, indem man abwechselnd Starkbier und normales Bier verabreicht. Starkbier zum Gewöhnen, Bier zum Strecken. Nur am siebten Tag, dem Sonntag, gibt es zum traditionsreichen Weißwurstfrühstück, dem Frühschoppen, beides.

Hinzu kommt noch eine ganze Palette an Schnäpsen, die der Bayer im Dutzend verwendet, um etwaigem Unwohlsein nach einem Schweinsbraten mit vier Knödeln und ebenso vielen Halben Bier den Magen umdrehen zu lassen.

Von diesem Konzept sind die Bayern überzeugt, und so auch der Sender RTL von seinem Konzept, das umzusetzen. Ganz ähnlich wie es sich von Gallien zu dem kleinen Dorf, das gegen die Römern erwehrt, verhält, erscheinen die Bayern zum Rest von Deutschland. Was nicht zuletzt, und einzig nur am Zaubertrank Bier liegt.

Darauf werde man auch die potenziellen Bewerberinnen vorbereiten.

Flüssig, feist und frivol

Schrieben sie in Bauer sucht Frau noch quietschbunte Briefe an die Liebesuchenden, schicken die Bewerberinnen nun bevorzugt Videobotschaften, in denen sie sich beispielsweise beim sogenannten Metersaufen beweisen und überleben.

„Ob sie nun Bier in Humpen, Stutzen oder richtigen Massen reinballern, ist egal. Nur mit Likör oder Kleinkram wie Weinkram brauchen’s nicht daherkommen. Das zählt ned“, weiß der Hias. „Aber eine Maß sollten sie schon in einem Zug schaffen.“ Auch wolle man keine Schnapsdrosseln, wie er anfügt. Denn Schnaps macht kaputt, und gedrosselt wird erst recht nichts, schon gar nicht die Trinkerei.

Da die sich vorstellenden, volltrunkenen Freunde des blubbernden Bieres meist in mehr oder weniger zugetrunkenen Zustand anzutreffen sein werden, wird die Ausstrahlung nicht zur Primetime stattfinden, sondern ins Abendprogramm rutschen. Jugendschutz ist und bleibt ein wichtiges Thema, und man wolle nicht den Eindruck vermitteln, Alkohol berge keine Gefahren.

Da mit einem gewissen Bierkonsum auch eine frivole Freizügigkeit eingeht, überlegt man bereits, das Format von Anfang an als nicht jugendfrei zu deklarieren und von der Hauptsendezeit ein Stück nach hinten zu verschieben.

Viva la Bavaria! (Photo by Markus Spiske on Pexels.com)

Gesponsert wird die Show nicht mehr von als Bauern-Gucci bekannte Firma Engelbert & Strauss, sondern von ansässigen Brauereien oder eben der Brauerei, in welcher der sich zur Bierbalz bietende Biermensch arbeitet.

Sponsorenverträge mit Augustiner, Franziskaner, Erdinger und Oettinger seien bereits verhandelt.

Bayern steht für Bauch, Bretzl und Bier, und das wolle man auch so reallitätsnah wie möglich darstellen. Die partygewohnten Protagonisten zeigt man daher nicht nüchtern schüchtern, sondern so offen besoffen, wie nur irgendwie möglich. Den Partner fürs Leben sollen sie finden. Ein Herz und eine Kehle, wie es so schön heißt.

Modertiert wird das neue Format wieder von Inka Bause, die schon seit der ersten Staffel von Bauer sucht Frau dabei ist. Bause, die in einem Tweet einen Rechtschreibfehler machte und sich als Brause schrieb, sei gespannt, all die interessanten Individuen und trinkfesten Teilnehmer kennenzulernen und sie zusammen mit den unter dem Tisch liegenden Brauern zu interviewen.

Dabei wird das Adjektiv trinkfest schnell zum Substantiv Trinkfest befördert. Beim ersten persönlichen Treffen, bei dem sich gleich mehrere Humpenheber treffen, soll vor allem die Trinkfestigkeit überprüft werden. Ein Hinrichtfest, wenn man so will.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, und das äußert sich im Gewohnheitsbier – morgens, mittags, abends. „Im Saufe des Tages wird de Richtige scho steh’n bleim“, ist sich Hinterbichler sicher. Da ist es wichtig, dass der ballonbauchige Bierbrauer Bernhard schon zu Beginn die schwächelnden Kandidatinnen unter den Tisch säuft und sich nach etwas Brauchbarem umsieht.

Erfolg verpflichtet, Formate folgen

RTL ist Teil der RTL Group, in der sich auch Sender wie RTL II, Vox, ntv, Nitro und Super RTL befinden. Allein ein kurzer Blick auf das Portfolio verrät: Man ist bekannt, experimentierfreudig zu sein und Konzepte zu versuchen. So will der in Köln ansässige Privatsender an den Erfolg – insofern er sich in der ersten Staffel 2023 einstellt – anknüpfen und plant daher bereits weitere Formate.

Im Gespräch ist eine Kreuzüberzeigung mit Sendungen der RTL Group, im Englischen besser bekannt als Crossover-Show, bei der sich unterscheidende, aber doch ähnelnde Shows verbunden werden. Bei einer Kombination aus Sendungen Frauentausch und Bauer sucht Frau soll es etwa Sauentausch geben. Dort tauschen zwei sensible Schweinebauern ihre Lieblingssauen untereinander aus.

Nur zwei Wörter reimt sich auf Glotze. (Photo by Nothing Ahead on Pexels.com)

Auch wolle man bei RTL weiter in die Sparte des lukrativen, nicht jugendfreien Marktes vorstoßen und einen neuen Sender RTL XXX oder RTL Dreier ins Leben rufen, der nur mit kostenpflichtigem Abonnement verfügbar sein soll.

So dreht man bereits Die Super Granny, in denen ältere, reife Damen die Libido junger Teilnehmer retten. Auch in Planung: Titten im Leben als Abläufer für Mitten im Leben, da der Anteil von Brustfetischisten in Deutschland vergleichbar hoch sei und gleich hinter den Fußfetischisten liege. Die Sendung Die Kochprofis formiert sich in einem Spin-off zu Die Lochprofis. Nur werden hier nicht Kochlöffel in Töpfen herumstochern – Loch ist schließlich Loch, und Braten kann man auch anders in die Röhre schieben.

RTL hält zumindest sein Niveau und bleibt seiner millionenschweren Fangemeinde treu, so viel ist sicher. Gespannt blicken wir auf neue Staffeln. Bis dahin heißt es: Hebt hoch zum Prosit das Plastikflaschenbier!

bbq;

Zum Schluss noch Eines:

Wenn Du Dich beim Lesen dieses Artikels oder bei der gehäuften Erwähnung von Bier und Alkohol unwohl gefühlt hast oder die Vermutung hast, mit Alkohol ein Problem zu haben – Du bist nicht alleine, es gibt Hilfe! Ob beim Hausarzt, bei städtischen, kirchlichen und anderen Suchtberatungsstellen – man wird Dir gerne helfen!

Es ist nie zu spät, und niemals falsch, sich helfen zu lassen und den ersten Schritt zu machen.

Hier sind ein paar Links für den Anfang – oder Du gehst zum Hausarzt und redest mit ihm.

https://www.kenn-dein-limit.de/

https://www.gesundheitsinformation.de/wo-bekomme-ich-rat-und-hilfe.html

https://www.suchthotline.info/alkoholsucht-hilfe-information-beratung-muenchen-anonym-und-kostenlos.php

https://www.blaues-kreuz.de/de/wege-aus-der-sucht/