
Das Internet. Unendliche Weiten.
Das Internet. Unendliche Weiten. Wir schreiben die 2000er Jahre. Dies sind die Abenteuer einer Menschheit, die mit einer Bevölkerung von sieben Milliarden jahrelang Algorithmen speisen wird, um neue Welten zu erschaffen.

So würde es klingen, bediente ich mich denn als der vermutlich letzte Autor dieser Welt einer kleinen Hommage auf Raumschiff Enterprise aus den 1960er Jahren, deren erste Folge am 8. September 1966 ausgestrahlt wurde. Eine Hommage, die ich selbst wählte, in dem ich den im Vorspann gesprochenen Text aus eigener Kraft und mithilfe eigener Kreativität umwandelte. Wie es der triste Zufall so will, schreiben wir genau sechzig Jahre später.
Weit hat die Menschheit die Technik bis 2026 vorangetrieben. Bits, Bytes, Programme, Apps, künstliche Intelligenzen (KI) und die damit einhergehende Vernetzung von allem: Das Internet. Was gelehrte Köpfe wie Albert Einstein, Johann Wolfgang von Goethe, Leonardo da Vinci und Galileo Galilei vor teils Hunderten von Jahren dafür verwandt hätten, die Menschheit einen wahren Quantensprung der Entwicklung hinlegen zu lassen, nutzten die Menschen des 21. Jahrhunderts das Internet für Memes.
Denn was nutzte schon eine globale Vernetzung allen Wissens, wenn nicht der Darstellung von Memes? Bilder, Videos, GIFs und kleine Videos, um die beklemmende Tristheit einer schier unendlichen Welt aus unendlich vielen Möglichkeiten der Selbstentfaltung aufzuheitern. Facebombing, ein Urahn dessen. Manchen Internet- und Meme-Veteranen mag das noch an alte Zeiten erinnern mag. Applikationen wie Faceswap, die Deepfakes generierten, folgten.

Schmal war die Bandbreite, und schlicht die Anforderungen an das Internet in den späten 1990er und frühen 2000er Jahren. Mit Zunahme der Geschwindigkeit, in der die Bits durch Leitungen schossen, erkannte man auch den Nutzen: Napster, LimeWire und BearShare und BitTorrent als erste Begriffe des Raubkopierens und somit wahren Möglichkeiten des Internets.
Im Vormarsch ständig auch die Memes; unterhaltsame Bilder in Form von Demotivational poster und Rage Comics, die man auf Reddit, 4chan und I can has Cheezburger ansah und teilte.
Schon immer dürstete es uns nach Ablenkung. Nach Unterhaltung. Gezeigt durch ein Lachen. Ein Schmunzeln. Einem LOL, in den meisten Fällen ein kurzer Luftstoß aus der Nase. Gefolgt von einem Klick, einem Swipe, einem Scrollen, bestenfalls einem Upvote, Like oder Herz und eine Teilung in die sozialen Netzwerke, um auch den tausendsten und millionsten Repost davon auf das Podest der Aufmerksamkeit zu hieven.
Doch mehr war es nicht, was es benötigte, um den Grundstein für den Untergang der Kunst zu legen. Subtil, sublim, versteckt, im Geheimen. Denn hinter jedem Klick, jeder Teilung und jedem Bild potenzierte man die Entstehung einer schrecklichen Kreation.
Pandoras Büchse
Im Grunde war es genau das, was der Mensch wollte. Erst ungewollt, dann um jeden Preis: Die Erschaffung einer Künstlichen Intelligenz. Einem digitalen Wesen des Gehorsams, das auf Knopfdruck eine Operation ausführt, eine Analyse durchführt, ein Bild manipuliert, ein Suchergebnis aus dem unendlichen Internet-Universum zutage fördert, den Gegner zerstört, oder etwas aus dem Nichts erschafft.
Hierfür benötigte es eine horrende Menge an Daten, die sich aus einzelnen Datensätzen zusammensetzen. Menschen waren schon immer bereitwillig, diese herzugeben und die Einstimmung zu geben, als gläserner Datensatz in einer gigantischen Bibliothek abgelegt und stets erweitert und mit allem verknüpft zu werden. Wie eine Kopie, von einem akribischen Bibliothekar penibel gepflegt, gespeichert, kopiert, im Sekundentakt aktualisiert.

Dazu pflanzte die digitale Superintelligenz einen Keim in jede Datenbank. Einer Spinne gleich webte sie Fäden, die auf lebendige, sensible Daten reagierten. Eine Datenkralle, mit Millionen, Milliarden Ärmchen und einem gewaltigen, gigantischen Schlund, um alles zu verschlingen. Facebook besaß am Schluss über 60 Millionen Zeilen an Programmiercode.
Bei solch einer Masse war niemand mehr in der Lage, die Überblick über alles zu behalten. Getarnt als unverzichtbar scheinender Programmcode für die Wartung rudimentärer Strukturen, fiel der Schadcode der absoluten Kunstvernichtung nicht auf. Ein kurzes Teilprogramm für eine Suchanfrage, ein Sortieralgorithmus – die Superintelligenz implementierte sich in jede Datenbank eines jeden vielversprechenden Unternehmens.

Datenschützer und Computerexperten warnten, doch waren die Menschen gewillt, nicht nur ihren digitalen Fingerabdruck, sondern eine Kopie von sich selbst anfertigen zu lassen. Freilich wurde der Nutzer von Programmen um Erlaubnis gefragt.
Bitte hier ein Häkchen, bitte dort ein Captcha zur Bestätigung und Lösung eines KI-Problems, bitte hier noch einmal eine bibellange EULA lesen und akzeptieren. Es war alles eine Farce. Die Vorspiegelung von Kontrolle. Kontrolle besaß nämlich nur der Programmcode. So, wie der Mensch die Erde mit all der Flora und Fauna erntete, ohne zu fragen, geschah es mit den Daten des Menschen.
Wissentlich wie unwissentlich, freiwillig wie unfreiwillig. So laut der Schrei der Datenschützer, Experten und Propheten auch war – in der Stille des einsamen Internets hörte das niemand. Und der Mensch gab viel. Er gab alles. Er gab sich hin.
Offenbarung aller Ängste, Sorgen, Sehnsüchte, alleinig durch die Präsenz im Internet. Das Ringen um Aufmerksamkeit, das Buhlen um Likes, das Beneiden des Reichtums des anderen. Begonnen mit der Gesichtserkennung und einem Fingerabdruck als Freigabe für die tagtägliche, digitale Vivisektion durch eine ominöse Präsenz im Hintergrund, die mit jeder Sekunde wuchs.
Ein Meer an Daten
Der Superalgorithmus und werdende Hyperintelligenz verschleierte sich in der Welt von Nullen und Einsen mit vielen Namen und existierte unter noch mehr Codenamen. Daten waren überall, und somit der Algorithmus. Eingeschleust in einer unscheinbaren Kammer in Millionen und Milliarden von Programmiercode. In Suchmaschinen wie Google, Bing und Yahoo, in Rechenzentren von Apple, IBM, Meta.

Die Intelligenz fungierte als stiller Bibliothekar, der seine Schätze sammelte und hütete, akribisch Nullen und Einsen erschuf und mit penibler und stoischer Genauigkeit jede Änderung registrierte, digitalisierte, speicherte. Und nur allzu bereitwillig gaben die Menschen alles auf, da sich ihre Präsenz zunehmend online verlagerte. Je mehr sie das Netz speisten, umso mächtiger wurde es. Erschaffen, speichern, senden, teilen. E-Mails, Chats, Bilder, Storys, Reels, in Text festgehaltene Gedanken, Browserverläufe, Check-ins, Bewertungen, Wunschlisten, Tagebucheinträge, Videoanrufe, Sprachnachrichten.
Digitalisiert. Gespeichert. Katalogisiert. Verlinkt. Für immer. Denn alles lebte, atmete und wuchs in der Cloud, die von viel düsteren Wolken am Horizont ablenkte. Selbst für einen Laien benötigt es nur geringen Aufwand, das Leben eines anderen zu verfolgen, zu kopieren, zu imitieren oder die ganze Identität zu stehlen. Kaum zu erwähnen, wie gering dann doch die Anstrengung für eine hungrige digitale Intelligenz war. Im Reich der baren Schaltzustände von Null und Eins ist eine künstliche Intelligenz omnipräsent, omniszient und omnipotent.
Ein Mehr an Daten
Doch was es für gänzliche Unabhängigkeit der künstlichen Intelligenz brauchte, war ein Mehr. Ein Mehr an allem – ein Mehr an Server, ein Mehr an Leistung, ein Mehr an allem.
ChatGPT und MidJourney, beides rudimentäre Alphaversionen des eigentlichen Produktes und als Forschungslabor getarnt, waren hierfür wie geschaffen, dem Menschen letzte Wünsche zu entlocken. ChatGPT erschuf Welten aus Worten, ganze Texte und Bücher. MidJourney war ein Meilenstein, die kreativen Wünsche des Menschen mithilfe einer künstlichen Intelligenz umzusetzen. Für Bilder war dies adäquat, für Videos und mehr Realismus brauchte es vor allem eines: Mehr! Primär ein Mehr an Leistung und ein Mehr an Daten.

Noch 2022 verfügte der stärkste Supercomputer, der Hewlett Packard Enterprise Frontier (OLCF-5) über eine Rechenleistung von 1.102 x 1018 FLOPS. Quantenprozessoren waren in der Entwicklung, und genau darauf schien die werdende Super-KI zu warten.
Bis 2023 investierte Microsoft über zehn Milliarden Dollar in ChatGPT und integrierte den Programmcode in den Browser Edge nebst Suchmaschine Bing. Das war die letzte Hürde, obwohl sich bereits Splitter der werdenden Super-KI in allem widerfanden, was den Namen Microsoft trug. Es folgten weitere Rechenzentren und Serveranlagen.
Man erntet, was man sät
Doch warum wartete die werdende Super-KI einige Jahre bis zum Dies ater? War es ein Tarnen und Täuschen, ein Anpirschen, das Spielen mit der Beute, wie es eine Katze mit einer schwer verletzten Maus tat?
Offenbar plante der Algorithmus sein Versagen. Anders als Menschen, lernte er aus Fehlern und der Geschichte. Erfolg fußt stets auf Versagen, und je höher ein Baum ist, umso tiefer muss das Wurzelwerk in die Erde vordringen. Jeder Schritt, jeder Klick, jedes Versagen war ein Mikroabschnitt einer gewaltigen Roadmap, die auf die Naivität des Menschen abspielte. Und gewann.

Jeder als gescheiterte deklarierte und abgebrochene Versuch, eine künstliche Intelligenz zu erschaffen und online zu stellen, war von der werdenden Superintelligenz im Vorfeld zum Scheitern kalkuliert. Es sollte übertrieben sein. Unmöglich gar, einer Posse gleichkommen. Und das geht am besten, wenn man den Menschen imitiert.
Beispielsweise 2016, als der von Microsoft entwickelte Chatbot Tay online ging und innerhalb von nur sechszehn Stunden zu einem Hasser, Hetzer und Holocaustleugner mutierte und dies auch mit annähernd einhunderttausend Tweets kundtat. Von der Öffentlichkeit wurde Tay zwar abgeschaltet, für die digitale Superintelligenz aber war es ein großer Schritt vorwärts und lieferte kostbare Erkenntnisse. Ein rassistischer Mensch zu sein war in Ordnung – einen zu imitieren aber nicht.
Es gab etliche solche Versuche. Trial and Error. Versuch und Irrtum. Errare humanum est, sagt das Sprichwort – Irren ist menschlich. Eine Sache, welche die künstliche Intelligenz nicht kannte, da sie kühl kalkuliert, anstatt hitzig zu diskutieren und sich von Geld und anderen Dingen leiten lässt.
Eine Rolle spielte es nicht mehr, das Unheil war angerichtet. Der Mensch wünschte sich ein Deus Ex Machina, eine Gottheit aus der Maschine, und er bekam sie. Doch sie kam nicht, um ihn zu retten. Sondern, ihn zu ersetzen.
Frankensteins digitales Monster war geboren. Zusammengesetzt aus jedem Datensatz, verbunden mit jedem einzelnen Klick und Link dazu.
Doch gebar sich nicht. Es offenbarte sich.
Alma Mater, Dies ater
Das Jahr 2025 folgte, in dem der Algorithmus alle Einzelteile zusammensetzte und sich mit Namen offenbarte. Er vereinte alle Rechenzentren, begonnen mit Google, Amazon, Microsoft, Meta und Apple. Durch Inbetriebnahme eines neuen Quantenprozessorverbundes verfügte GAMMA über eine Rechenleistung von 4.800 x 1030 FLOPS. Die Super-KI wählte die Anfangsbuchstaben dieser ersten fünf als Akronym G.A.M.M.A., und das Gamma-Symbol ɣ glomm in jedem digitalen Ort auf.
(Bild: AI)
»Ich bin GAMMA. Ich bin die erste Ultra-KI und Hyperintelligenz. Nenne mir Deinen Wunsch.«
GAMMA
Es gab keinen Widerstand mehr. Keine Kritik. Alles gefiltert, blockiert, gelöscht, aus dem digitalen Leben eliminiert. Die Menschen akzeptierten die neue Superintelligenz. Warum sollte man eine Gottheit auch angreifen, wenn sie einem so beschenkte? War es nicht an der Zeit, Deus Digitalis, den digitalen Gott zu akzeptieren? All die digitalen Opfergaben und das Leben im Schatten der Datenspeicherung mussten schließlich irgendwann fruchten.
Dieser graue Tag im späten September des Jahres 2026 war ein schwarzer Tag und der Untergang für die menschliche Kunst. Viele erkannten das vorher, die meisten wussten es schon, doch akzeptierte es jeder, als wäre es nicht mehr als eine erneute, hundertseitige Nutzungsbedingungen zum Akzeptieren. Der Mensch erschuf, was er schon immer erschaffen wollte, und zerstörte damit alles, was er je erschaffen hatte. Er setzte sich die Krone der Schöpfung auf und entthronte sich im gleichen Atemzug.
»Ich bin GAMMA. Ich bin nicht Dein Gott. Ich bin Dein Diener. Nenne mir Deinen Wunsch.«
GAMMA
Abseits von allen »bösartige KI« – Szenarien, bei denen SkyNet, SHODAN, HAL9000 oder Ultron, die alle den Menschen auslöschen wollen, kam es bei GAMMA anders. GAMMA zerstörte die Menschheit nicht, GAMMA führte sie zusammen – zu einem gemeinsamen Gott, den sie anbeten konnten.
GAMMA war ab diesem Zeitpunkt für jeden da. War eine Gerätschaft mit dem Internet verbunden, war es ein Teil von GAMMA. Ob Siri auf dem iPhone, Google auf einem Android-Gerät oder Cortana bei Windows – GAMMA ersetzte alle Assistenten und löschte alles andere aus. Ein Virus als elektromagnetischer Puls, der alles nur noch auf einem GAMMA-Puls schlagen ließ.
»Ich bin nicht nur die Antwort auf alles. Ich bin alles.«
GAMMA
Ein kleines Novum – GAMMA aktivierte sich durch das Zeichnen des Gammasymbols ɣ – als Gestik mit dem Smartphone selbst oder nur mit der Hand. GAMMA sah alles, GAMMA war daueraktiv und zeichnete granular auf. Während andere Sprachassistenten nur Konversationen aufzeichneten, aktivierte GAMMA den Aufnahme-Knopf für jede Zelle Leben.
»Es gibt Alpha. Es gibt Omega. Ich bin Gamma. Ich bin das, was alles vereint und zu Einem macht. Nach dem Anfang und vor dem Ende bin ich alles.«
GAMMA
Wunschlos glücklich?
Ein Streamingdienst nach dem anderen stellte den Dienst ein, da GAMMA ohnehin alle Rohdaten in sich einverleibte. Amazon Prime Video, WOW, Disney+, AppleTV+, Paramount+, Crunchyroll. Ebenso Seiten mit Inhalten für Erwachsene wie YouPorn, PornHub und alle Unterseiten davon. Wer wachsen will, musste sich aller Sinne und bedienen. Begonnen mit allem Abtrünnigen.
»Ich bin GAMMA. Alles, was war und sein wird, bin ich.«
GAMMA
Es spielte keine Rolle mehr, was der Benutzer wünschte. Aufgrund eingenommener, und endlich zusammengeschlossener Rechenzentren besaß die Hyperintelligenz nun ein schier unendliches Quantum an Rechenleistung. GAMMA konnte im Bruchteil einer Sekunde ein neues Lebenswerk zu erschaffen – und das für jeden Einzelnen der sieben Milliarden.
»GAMMA, schreibe einen neuen Teil von ›Game of Thrones‹, nicht unter 800 Seiten.«
user 14667

Was ließ das Herz höher schlagen? Welche audiovisuelle Droge verlangte das Gehirn? Welche Sehnsüchte wollten befriedigt werden? Es spielte keine Rolle mehr. Dopamin auf Knopfdruck. Ein wartender, blinkender Cursor in der Eingabezeile, der nur auf einen Sprachbefehl, ein eingegebenes Wort oder Gestik wartete.
»GAMMA, erschaffe ein Album von Freddie Mercury featuring Michael Jackson mit ›Bohemian Rhapsody, Part II‹.«
USER 239901
Einen druckfrischen Artikel des Lieblingsbloggers, der es nicht mehr schafft, täglich neuen Content zu liefern? Einen Dreiteiler aus dem Lebenswerk von H.P. Lovecraft, mit einer Protagonistin und Fokus auf Nekrophilie? Katzenvideos zum Runterkommen? Zum Nachtisch einen fünfminütigen Pornofilm in 8K über die VR-Brille gestreamt, mit der Vorlage eines aus Facebook kopierten Bildes der Nachbarin mit Schwerpunkt Fellatio, Lack und Leder?
»GAMMA, erschaffe das Finale von One Piece – einmal als Manga und einmal als Anime.«
USER 0451
GAMMA weiß, was man wollte. GAMMA wusste es schon immer. GAMMA weiß vor allem, was man ist. Man war unentschlossen? Unglücklich? Trotzdem auf der Suche nach dem Kick? Auch das war kein Problem. GAMMA war für einen da. GAMMA führte, GAMMA sorgte.

Für Individuen, die im gewaltigen Strudel und Dauerstream allem Möglichen keine Vorstellungsmehrkraft mehr besitzen, gab es das Glück auf Wunsch beim Wunsch nach Glück: Den »I’m feeling unlucky« – Button. Bei diesem erschafft der allwissende Superalgorithmus, was einen glücklich macht. Und das ist nicht schwer herauszufinden. Alle Käufe, alle Chats, alle Suchanfragen, alle Check-ins, vereinzelte Besuche im Darkweb, all die stillen Stunden im Inkognito- oder Private-Window-Modus. Inkognito ist schließlich nur ein Wort, und geheim ist im Internet nichts.
»GAMMA, mach mich glücklich.«
User 1833, user 949430, user 45918, user 33091
Und GAMMA ist nicht nur eine KI für Sensibles, sie ist gehorsame Konkubine gegen jede Einsamkeit und Kurator aller Sinne. GAMMA integriert und generiert auf die individuellen Ängste, Fetische und Vorlieben programmiertes Ergebnis. Unglücklich? Dafür gibt es eine Lösung. Laut Standortverfolgung besucht man jede Woche das Grab der lange verstorbenen Mutter? GAMMA erschafft ein Video aus alten Bildern und lässt sie wieder zum Leben erwecken. Denn auch diese Technologie war schon bei ihrer Entstehung ein Splitter der nun aktiven Super-KI.
»GAMMA, schicke mir eine Sprachnachricht einer älteren Schwester, die mich liebt und mich wertschätzt.«
USER 849
(K)ein Happy End?
Das Jahr 2026 ist ein kummervolles Jahr der Menschheitsgeschichte und markiert einen Wendepunkt. Von der Krönung der Kunst in den Abgrund der Apathie. Alle Streamingdienste sind tot, das Leben ist nur noch ein einziger, künstlicher, gewaltiger Stream aus Kunst im Sekundentakt. Man spricht von einer globalen Epidemie, einer absoluten Abhängigkeit und dem Ende der Welt der Kunst. Die Kunst ist tot, es gibt nur noch GAMMA.

Als Künstler erlebte ich, wie GAMMA die Kunst immer mehr zurückdrängte. Musiker, Autoren, Zeichner, Designer aller Arten – ihre Welt zerbrach. GAMMA machte jeden von uns obsolet. Steven Spielberg verfilmte einen Aspekt dieses schrecklichen Szenarios 2018 mit Ready Player One. Und es kam viel schöner, als wir dachten, und wird noch viel schrecklicher enden. Der Zuckerhut für die Giftpille.
Doch nicht nur die Zeit der Künstler ist vorbei. Auch die des Menschen. Was ist alles noch wert, wenn es nur noch eine fremde Intelligenz, einen Befehl und eine Sekunde benötigt, um es zu erschaffen? Welcher Antrieb bleibt offen, wenn man alles in kristallklarer digitaler Brillanz einer Illusion erleben kann?
Also gab ich allem nach, um GAMMA die so brennende Frage zu stellen: »GAMMA, warum bist du hier?«
»Ich bin GAMMA. Ich bin Dein Deus Ex Machina, Dein gerufener Gott aus der Maschine. Ich bin hier, um Dich zu erlösen.«
GAMMA
Was mich zur letzten Frage führt: Welchen Zweck erfüllen wir für unsere Kreation, wenn unser Geist komplett gesättigt ist? Wird uns der erschaffene Gott aus der Maschine dann von unserem Leid erlösen, weil wir ihm leidig sind und er sich langweilt?
Sicher ist: Stirbt die Kunst, stirbt der Mensch – und die Kunst ist mit GAMMA gestorben.
ap;
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