
Ein Sternekoch aus Dorsten mit Borsten
Frank Rosin, Sternekoch aus Dorsten, kommt aus Dorsten und ist Sternekoch. Seit 2009 läuft seine Show Rosins Restaurants – Ein Sternekoch räumt auf bei Kabel eins und ist eines der Zugpferde des Senders mit mittlerweile fünfzehn Staffeln.
Als einer der bekanntesten Sterneköche und Fernsehköche aus Dorsten ist er nicht nur Aushängeschild der eigenen Show, sondern wirkt auch in zahlreichen anderen Sendungen mit, unter anderem The Taste und Gekauft, Gekocht, Gewonnen.

Die Formel für ein erfolgreiches Restaurant ist äußerst schwer durchzusetzen. Gilt es doch eine unvorhersehbare Checkliste abzuarbeiten und dauerhaft einzuhalten. Frische, Regionalität, Sauberkeit, Kundenorientiertheit, keine Dachdecker oder Pferdewirte als Köche engagieren – und überhaupt Personal einstellen. Dieses geheime, schwerst bis unmöglich umsetzbare Schema wurde seit der ersten Staffel von keinem Bewerber nicht praktiziert und rief stets den Sternekoch aus Dorsten auf den Plan.
Das erforderte viel Ausdauer – von der Crew, von den Bewerbern, den Zuschauern – und nicht zuletzt von Rosin selbst.
Auch realisierte das Redseven Entertainment als Produktionsfirma, dass sich Rosin nicht mehr auf Frohsinn reimte und ihm alles an die Nieren ging und seine cholerische Ader zeigte. Etwa, wenn ein ungelernter Koch nicht in der Lage war, die Zwiebeln so zu würfeln, wie er es selbst nach vierzig Jahren Berufserfahrung seit Beginn seiner eigenen Lehre 1982 zu tun pflegt. Solch absolut unverzeihliche, nicht nachvollziehbare Fehler traten aber in jeder Folge auf. Dabei waren die Ausraster nicht einmal inszeniert, wie es bei geschrifteten Dokumentationsseifen der Fall ist.
Die letzte Rettung – für ihn selbst
Darmstadt liegt knappe dreihundert Kilometer entfernt von Dorsten, der Heimatstadt des Fernsehkochs, der zwei Michelin-Sterne hat und Sternekoch ist. Dorthin führte Rosin sein bis dato letzter Auftrag zu einer weiteren, Erfolg versprechenden Restaurantrettung. Zum fetten Ochsen ging es – namentlich Andreas Bremmhuber, Betreiber des Restaurants Darmbach.

Bremmhuber bereitete seiner Frau einmal eine Schüssel Cornflakes zu, welche dieser recht mundete. Da war der Weg zum eigenen Restaurant im Grunde schon geebnet.
Flugs nahm er zwei Hypotheken auf, überredete seine Eltern, die Altersvorsorge für seinen Traum zu opfern, brachte seine Frau dazu, ein Konto bei NurVentilatoren zu machen und explizite Videos zu streamen. Zudem verkaufte er eine Niere über das Darknet, um sich den Traum eines eigenen Restaurants zu ermöglichen.
Doch schon nach wenigen Monaten und nur siebzehn Euro Umsatz war klar, dass Bremmhuber professionelle Hilfe benötigte, um sein Restaurant zu retten.
Die Liste der gemachten Fehler war lange. Über zweihundert Gerichte, alles Tiefkühlware, alles zubereitet in einer viel zu kleinen Kochnische. Nur er, sein Rollator und seine mittlerweile bettlägerige Frau waren dann doch zu wenig Personal für das Restaurant, Biergarten, Pension, Lieferservice, Massagebereich und Apotheke.
Das brachte Rosin an seine Grenzen. Bisher brach er nur wenige Male eine Rettung ab. Nachdem er im Darmbach aber in einem Wutanfall eine Pfanne durch das Fenster warf, ging er erst recht in die Luft und dann an die frische Luft, wie es ihm sein Team ans Herzen legte.
Eine Panne, eine Pfanne – und alles geriet in Gange
Dort traf er auf Markus Rühl, der gerade für eine weiteres DVD seinen täglichen Einkauf filmte. Rühl ist professioneller Körperbauherr, Mitglied in der Halle des Ruhms des Deutschen Körperbauens und Fitnessverband e.V., besitzt ein eigenes Fitnessstudio, einen gut besuchten DuRöhre-Kanal und ist in der Industrie von Stahl und Schweiß eine wohlbekannte und respektierte Größe, ja schon nicht mehr wegdenkbare Dimension.

Rühl, der niemals abgeneigt ist, einen lässigen Kommentar loszulassen, trat an den Sternekoch aus Dorsten heran.
Es wurde Tacheles geredet und es hieß Margarine bei der Sardine, oder, wie man im Norddeutschen sagt: Butter bei die Fische. Da war selbst Rosin klar – es musste sich etwas tun. Allein schon, um nicht des Stresses wegen irgendwann Herzprobleme zu bekommen.
Essen und Training gehen stets Hand in Hand. Da war es unvermeidlich, dass je eine Koryphäe des schweinernen Kochens und eine des eisernen Malochens eine gemeinsame Basis fanden. Rühl wollte einfach nur weiter ins Fernsehen, Rosin hingegen imponierte die ruhige Art des geradlinigen Giganten, wie man sich später erinnert.
So kam es, wie es kommen musste, und der aus Dorsten stammende Fernsehkoch sah sich selten inspiriert von der tollen Geschwollenheit des Körperbauherren. Rosin beendete mit sofortiger Wirkung die aktuelle Restaurantrettung.
Wohin dieser Weg als Erstes führte, war absehbar.
Der Ernst des Hebens
Nach nur drei Besuchen im Fitnessstudio von Rühl begann sich schon etwas zu tun. „Ich kann mich nicht mehr bewegen. Alles tut weh.“, twitterte er und zeigte seinen Oberarm, auf dem sich eine einzelne Ader herausbildete. Dafür erntete er Spott und Häme der schlimmsten Sorte. Ganz anders, wie es sonst der Fall ist, da für gewöhnlich Rosin selbst der ist, der austeilt und kritisiert.
Doch lernte er, damit umzugehen und von Rühl zu lernen. Rühl ist schon lange Inhalt zahlreicher Fitness-Memes, satirischer Artikel und hat sich mit vielen Äußerungen zwar einige Skeptiker, aber noch mehr Freunde und Sympathisanten gemacht. Am Ende gibt einem immer der Erfolg recht. Und der misst sich stets am Umfang des Bizeps und an der Lautstärke, Länge und Latenz eines legendären Proteinfurzes.
Nach nur einem Jahr harten Trainings nahm Rosins Kraft immens zu und sein Bäuchlein – der bereits Mittelpunkt einer Show war – begann endlich zu schrumpfen. Die gewünschte Gewichtszunahme in Form praller Muskeln aber ließ auf sich warten.

Rosin trainierte hart und aß ausreichend, doch änderte sich zuerst nichts am Umfang seiner Arme. Wie sich herausstellte, gehörte er zu den Hartzunehmern, die in Heberkreisen als Hardgainer bekannt sind. Menschen, die sich schwertun, Muskelmasse zuzulegen.
Rosin gab sich aber unbeirrt und hörte auf das Raten und Braten seines Ziehvaters. Rühls Diätempfehlung bestand überwiegend aus Erschütterungen. Shakes im Fachjargon, Mixgetränke im Mixer zubereitet. Dabei trank er täglich und zwischen den Mahlzeiten Thunfisch-Erschütterungen nach einem Rezept von Rühl.
In einem Post auf seiner Gesichtsheftseite postete er kürzlich ein Bild von dieser Erschütterung und schrieb darunter: „Da kommt die Kraft her!“ – ein Satz, den er normalerweise tätigt, wenn er Suppe, Soße oder Salat mit einem halben Liter Wein ablöscht. Auch legte er sich Frank the Tank als seinen Szenenamen zu. Zeitweise kursieren auch eingedeutschte Namen wie Schrank Rosin und Frank der Schrank im Netz.
Geschwollen geht es in die Vollen
Fast täglich postet er ein Bild mit dem Rautenetikett #SchrankRosin aus dem Eisentempel, filmt sich beim Stemmen schwerer Gewichte. Es scheint, als würde jede weitere Wiederholung und jeder Krafttrunk einen Skeptiker mehr zu einem Sympathisanten machen.

Schon kurze Zeit später tauschte er seine T-Hemden in Panzerhemden ein, um, wie er schrieb, seinen Terror von Trapezius und pralle Pracht von Pectoralis besser in Szene zu setzen.
Ein eigenes Fitnessstudio eröffnen wolle er nicht, obwohl er schon mit dem Namen Rohsin(n) oder Rawsin liebäugelte.
Raw kommt aus dem verrufenen Englischen und bedeutet so viel wie roh und weist darauf hin, beim Training sich keinerlei Hilfsmittel wie Handschuhen, Gürteln oder Riemen zu bedienen – es also roh anzupacken und sich auf Körper, nicht auf orthopädische Hilfsmittel für Rehabilitationsbedürftige zu verlassen.
Dafür wolle Rosin seine eigenen Restaurants mit Hilfe von Rühl in Richtung Ernährung für Kraftsportler trimmen. Es gibt nicht viel, was der Mensch braucht, aber davon freilich möglichst viel.
Viel hilft viel!
Markus Rühl, professioneller Körperbauherr
Rosin werde auf den ganzen störenden Firlefanz wie Michelin-Sterne und weitere Dinge verzichten. „Essen muss ernähren, Energie liefern, erschwinglich und realistisch sein. Weg also mit dem Gedöns und den Spielereien. Weg mit dem Rotz!“, sagt der aus Dorsten stammende Sternekoch, der zwei Michelin-Sterne hat.
Als selbsternannter Botschafter für Bizeps und Brachialität wolle er ab sofort all diesen verkümmerten Low-carb-Läuchen (Niedrigkohlenhydratlauchgewächsen) und Crossfit-Cunts (Kreuzgesundindividuen) zeigen, wie es funktioniert. Und wer weiß, vielleicht folgt nach den ersten Wettkämpfen auch ein Ableger für Rosins Restaurants, bei dem er in der Krise steckende Eisentempel wieder fit und stramm macht.
Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Manchmal ist es eben notwendig, Tacheles zu reden – und schweigend Eisen zu heben.
bbq;