
Tempolimit: Der Aderlass Deutschlands?
Es gibt Licht am Ende des Tunnels, und es kommt rasch näher. Immer wieder kochte in den letzten Jahren die Diskussion des Tempolimits auf Autobahnen hoch. Während die Befürworter den geringeren Spritverbrauch und geringeres Unfallaufkommen als Argument anführten, sprachen die getunten Gegenstimmen und Freunde der Autolobby von Bevormundung, keinen konkreten Beweisen oder schöngeredeten Studien.
Faktum ist, beziehungsweise war: Die ganze Diskussion stellte sich als rein blinder Aktionismus einer Politik heraus, die alles, nur nicht eines wollte: Deutschland als Land vorwärtsbringen.
Das ändert sich nun. Denn in einer von Krisen, Krieg und stets schwächelnder Konjunktur erkannte selbst die sich stets streitende Koalition, dass es Zeit ist, zu handeln. Überraschenderweise wurde man sich in nur einer einzigen Sitzung einig, dass das Land – die Regierung – handeln muss, damit das ohnehin lahmende Deutschland nicht in noch mehr Dingen nur noch Rücklichter sieht.

Einen Vorschlag brachte Sigmar Gabriel, SPD, nach der Somerpause – man solle doch auch aufgrund des Fachkräftemangels die wöchentliche Arbeitszeit auf 42 Stunden erhöhen. Nachdem viele an den Politiker und ehemaligen Vizekanzler herantraten und baten, das Wasser zu trinken, das er als Wein predigt, und nur eine einzige Woche als Handwerker, Pfleger oder dergleichen so viele Stunden reell zu arbeiten – einmal davon abgesehen, dass ohnehin viele aufgrund von Überstunden am Limit sind – wurde es wieder still um diese Aussage. Letztlich entschuldigte er sich sogar für diese realitätsferne Anmaßung und sprach sich sogar dagegen aus.
Dafür musste ein anderer Weg gewählt werden, um Deutschland zu retten. Unverhofft, und das geschah noch nie, packte der Bundestag in dieser einen Sitzung das Problem sogar an der Wurzel und machte einen sinnvollen Vorschlag.
„Wir müssen die Wirtschaft stärken und aufrechterhalten, und das beginnt in erster Linie mit möglichst schnell verfügbaren Ressourcen.“
Robert Habeck (B90/Die Grünen), Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz
Diesem Argument brachte niemand mehr etwas entgegen und galt als Leit- und Grundsatz für die ganze Diskussion. Bundesminister Habecks Worte auch die Steine, die eine Entwicklungslawine auslösten.
Deutsche Effizienz: Idee, Plan, Umsetzung
Der Bundestag beriet nicht nur, er arbeitete regelrecht. Zuallererst widmete man sich dem allseits leidigen Tempolimit. Ein Thema, das in Deutschland seit Jahren heißt debattiert wird, seit Jahren Zeit und Ressourcen frisst und das Land spaltet. Man war sich einig, einen Mittelweg zu finden, bei dem sowohl des Deutschen liebstes Kind – das Auto – nicht zu kurz kommt, als auch die Wirtschaft einen starken Aufschwung erlebt. Nur wie? Das erste Argument pendelte sich bei 150 km/h ein.
Kurzer Gegenwind kam von den Porsche fahrenden Grünenpolitikern, die eine Beschränkung auf 150 km/h für maßlos untertrieben hielten und schon von Bevormundung des Gaspedals sprachen. Ebenso formte sich Widerstand in der Fraktion der BMW-Fahrer, die nun keine Verwendung mehr für ihre Lichthupe hätten. Unerwartet rasch aber erstickte die Gegenargumentation.
Besonders in Hinsicht der aktuellen Krise, in der man es sich nicht leisten kann, das Land noch weiter zu malträtieren. Fast scheint es so, als hätte Deutschland die ständige Oppositionshandbremse gelöst und will wirklich etwas voranbringen.

„Sowohl Effizienz der bereits vorhandenen Infrastruktur als auch die Effektivität, mit der wir vorhandene Mittel nutzen, muss ab das absolute Maximum gebracht werden. Nur so verliert Deutschland nicht weiter den Anschluss. Wir müssen aufholen! Dafür muss das Tempolimit weg! Und zwar überall!“
Volker Wissing (FDP), Bundesminister für Digitales und Verkehr
Ganz so rasch ging es dann doch nicht. Zumindest aber einigte man sich darauf, sämtliche Höchstgeschwindigkeiten anzuheben. Zonen, in denen man nur 10 oder 20 fahren darf, fallen komplett weg. „Da könnte man ja gleich zu Fuß gehen“, sagte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier im Gespräch dazu. „30er Zonen werden zu Stadtgebiet, und die erlaubte Geschwindigkeit in Städten wird auf 80 Stundenkilometer angehoben. Alles außerhalb von Städten: Richtgeschwindigkeit 175 km/h. Keine Ausnahmen. Geprüft und geblitzt, wie man sagt, wird das nur in Ausnahmefällen, um auch den überarbeiteten Justizapparat zu entlasten.“
„Wenn Arbeitnehmer schneller in die Arbeit kommen, sind sie auch wieder schneller zuhause und haben mehr Zeit, sich für die Arbeit zu erholen.“
karl lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit
Bei vielen radfahrenden, veganen Ökologen kam die Frage auf, wie es sich da mit der Ökobilanz und Schadstoffausstoß verhält. „Eine einfache Rechnung“, hieß es. „Wer schneller fährt, fährt nicht so lange. Wer nicht so lange fährt, produziert weniger Abgase.“
Zudem herrscht bald wieder Zucht und Ordnung auf deutschen Autobahnen.
Vorbei ist es mit stundenlangen Staus, Elefantenrennen und Linksspurschleichern. Durchgesetzt durch eine Richtgeschwindigkeit von 250 km/h auf Autobahnen und ein zusätzliches, absolutes Überholverbot auf der Autobahn. Gar ein Links-Fahrverbot für private Fahrzeuge. Die linke Überholspur wird für alle Fahrzeuge reserviert, die für das arbeitsrelevante Leben notwendig sind. Baustellenfahrzeuge, Postwesen, Kurierdienste, allen voran aber LKW, die täglich bringen, was der Deutsche benötigt.
Mit MAN und Vollgas in die Zukunft
Dazu ist es natürlich notwendig, die Lastkraftwagen mit weitaus stärkeren Aggregaten auszustatten, da diese sich an Limits von 80 und 100 Kilometern pro Stunde auf der Autobahn halten müssen. Die LKW mit all ihren Waren sind das wahre Standbein Deutschlands, und je schneller wir diese Fahrzeuge von A nach B bringen, umso besser für den wirtschaftlichen Kreislauf, heißt es.
In Zusammenarbeit mit führenden Tuningfirmen wie AMG, Brabus, MTM, Alpina und AC Schnitzer will man sich den Lastkraftwagen widmen. Aufgabe dieser Firmen ist es nun, alle vorhandenen Lastkraftwagen so massiv an Leistung zu steigern, wie nur irgendwie möglich.
Das Monopol für die Herstellung aller neuen Lastkraftwagen hingegen überträgt man an MAN Truck & Bus SE, kurz MAN. MAN gehört zur VW-Nutzfahrzeugtochter Traton und ist führender Hersteller von Nutzfahrzeugen aller Art. Da sich die neue Linie vor allem an blanker, kompromissloser Leistung orientieren musste, nahm man sich ein Beispiel am Truck Racing, dem Motorsportrennen mit Lastkraftwagen.

Renntrucks unterliegen einem Reglement der FIA, dem internationalen Dachverband von Automobilclubs und Motorsport-Vereinen mit Sitz in Paris. Um nicht ein gänzlich neues Aggregat entwickeln zu müssen, reaktivierte man die Klasse der Super Race Class, einer Prototypenserie, die sich damals in einer technischen Sackgasse von Restriktionen verlor. Zugmaschinen dieser Klasse kamen auf 1.500 Pferdestärken und beförderten die fünf Tonnen schweren Maschinen innerhalb von fünf Sekunden auf 100 Kilometer pro Stunde.
Großes Vorbild bildete der Iron Knight von Volvo, der mit 2.400 PS das Leistungsgewicht eines Porsche Spyder besitzt, 276 km/h Spitze schafft und es mit Sportwagen aufnehmen kann. Das war eine gute Messlatte, und ein guter Standard, um deutsche Muskeln endlich wieder kräftig anschwellen zu lassen.
„Na dann, MAN! Dann wollen wir mal sehen, was wirklich geht!“
Volker Wissing (FDP), Bundesminister für Digitales und Verkehr
Das reichte aber nicht ganz, da so mancher Lastkraftwagen mit gesamter Last des Anhängers bis zu vierzig Tonnen auf die Waage bringt. Mithilfe staatlicher Förderung, Unterstützung, freier Handhabe in allen Dingen und dem Wegfall jeden Reglements und Restriktionen wie Abgaswerten und Normen war es dann bei MAN dann so weit.
Das „MAN-made Monster“ oder Prototyp M3, wie man ihn nennt, war geboren: Ein hochfrisierter, sechzehn Zylinder starker Supersaugmotor, mit dreißig Liter Hubraum und 5.600 Kilowatt Leistung (entspricht ungefähr 7.600 PS). Ausgestattet mit Doppelturbolader, dauerhafter Di-Stickstoffmonoxidzuführung (Lachgas, auch N2O genannt), zehn Endrohren, KI-gesteuertem Vollautomatikgetriebe, spezialgummierten Superreifen, Materialien aus der Luftfahrt und stahlverstärkten Chassis eines Panzers. Der M3 ist der Leopard 2 aller Lastkraftwagen, das einem Panzer weder in Verbrauch, noch in Lärm, noch weniger in fordernder Ehrfurcht nachsteht.
Diese aufgepumpten Stahlgeschöpfe sollen mit bis zu dreihundert Kilometern pro Stunde über die deutschen Autobahnen fliegen und bis zu einhundert Tonnen Güter in speziellen Anhängern über die Autobahn schleifen. Es ist ein aus Chrom, Stahl und Lärm geformter Superbolide und Deutschlands größter Flex seit immer und das Steroid, um das Land wieder auf Trab zu bringen.
Und mit Rüstungstechnologie noch viel weiter
Busse des Nahverkehrs sind auf eine Maximalgeschwindigkeit von 100 km/h gedrosselt. Dem angepasst sind Chassis, Bremsen, Fahrwerk und alle anderen Bauteile. Für Busse will man mit dem Rüstungsunternehmen MBDA Deutschland ein standardisiertes Aggregat entwickeln, das die Raketenbusse auf bis zu 500 Kilometer pro Stunde bringt. Hierfür werde man sämtliche Autobahnen ausbauen, neben den Lastwagen eine weitere Bahn bauen.

Zeitgleich widmet man sich anderen Massentransportmitteln wie Zügen. Zwar ist der derzeitige ICE 3 der Deutschen Bahn durchaus in der Lage, 330 km/h Spitze zu fahren, doch ist das nicht genug. Dort halte man 1.000 Kilometer pro Stunde für eine gute Vorgabe. Während MBDA bei der Umrüstung der Züge kein Problem sieht, muss vorher das Bahnnetz ausgebaut werden, da sich bei solchen Geschwindigkeiten die Gleise kaum mithalten können.
„Das Nachrüsten des Gleisnetzes und die zeitgleiche Entwicklung der Raketenzüge dauert noch maximal zwei Jahre. Zwölf Raketenbusse werden aber schon nächstes Jahr erste Gäste befördern“, hieß es in einem Statement des Ministeriums für Digitales und Verkehr, und es schwingt Zuversicht mit. „Bereits im Herbst 2023 fahren nur noch Raketenbusse mit 500 Kilometern pro Stunde all die Arbeiter zur Arbeit und wieder nach Hause – oder auch in den Urlaub und wieder zurück.“
Natürlich muss bis dahin noch etwas an der Sicherheit gefeilt werden, um niemanden aufgrund der massiven G-Kräfte zu gefährden. „Das aber sind Kleinigkeiten. Was vor allem zählt, sind Leistung, Stahl und Geschwindigkeit.“
Raketenbusse mit 300 km/h, Züge mit der dreifachen Geschwindigkeit und Lastkraftwagen mit tausenden Pferdestärken – die Zukunft kommt, und sie kommt schnell. Daher heißt es: Bitte anschnallen!
bbq;
Bildquellen:
- Bild mit der Rakete: Photo by SpaceX on Pexels.com
- Bild der Autobahn: Photo by Marcus Wu00f6ckel on Pexels.com
- Bild der Gleise: Photo by Krivec Ales on Pexels.com
- Bild der LKW: Photo by Kelly on Pexels.com
- Bild mit dem Zug: Photo by David Dibert on Pexels.com