Als Totale Erinnerung verewigte ich mich im Kino, als er mir entfleuchte wie ein Rhino

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Es ist zwar schon etwas länger her, aber ich erinnere mich noch daran, als wäre es schon einige Zeit her. Was war geschehen? Nicht viel. Warum ist es geschehen? Man weiß es nicht! Vielleicht hatte ich an diesem Tag nur schlechtes Timing. Vielleicht war es auch wie jeder andere Tag als Jahresabonnent der Arschkarte in Gold. Doch wie es mit allem Peinlichen ist, was einem so geschieht, es verjährt nicht. Selbst im hohen Greisenalter muss man noch kräftig darüber lachen, bis man erstens es und zweitens sich selbst nicht mehr auf dem Stuhl halten kann. Dem nicht genug, werden auch die Enkelkinder noch ihren Spaß haben.

Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass etwas Peinliches nicht in Vergessenheit gerät. Besäße ich Ballast wie Ehre, Etikette oder andere unnötige Dinge wie gesunden Menschenverstand und ein zartes Pfündchen Zunder in der Birne, würde ich es für mich behalten. Zeitgleich etwaige Zeugen zum Schweigen bringen und das Erlebnis nie wieder erwähnen. Vielleicht sogar auswandern. Aber da ich neben ohne schon abgestorbenen Emotionen auch für diese Dinge keinen Platz mehr in meinem Spektrum an dem so genannten Scheissendreck habe, verfasse ich sogar einen Post darüber.

Wäre ja ein Unding, eine Chance zu vergeuden, ein oder zwei Menschen da draußen zum Schmunzeln zu bringen. Und wie mein Lehrer immer so schön gesagt hat, kurz bevor er mir wieder mal mit der Rückhand die Brille vom unterbelichteten Bunker geschossen hat: Halt die verdammte Fresse wenn du keine Ahnung hast, du scheißdämlicher Mistkrüppel!

Aber da ich hier zumindest ein bisschen Ahnung habe, geht es auch gleich los.

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Ich wollt nur in der Sauna liegen, doch kam es anders und ich wurd bestiegen

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Gern geschehen! Danke! Kein Problem, habe ich gerne gemacht! Nach Ihnen!

Es ist schön, wenn die Menschen einen fragen, bevor sie etwas machen. Wenn sie beispielsweise in einem Geschäft an der Kasse vorbei müssen und freundlich bitten, ob sie vorbei dürfen. Oder wenn sie fragen, ob das etwa dein Spiegel war, den es im leichten Touchieren gerade in viertausend Einzelteile zerlegt hat und ob du eine gute Versicherung hast oder gleich eine aufs Maul willst. Kleine Freundlichkeiten eben, die einem den Tag versüßen.

Wie der blöde Fettsack Brackenmeier, der dir in der siebten Klasse das heruntergefallene Pausenbrot samt Butterbrotpapier weggefressen und „Gern geschehen!“ gerufen hat, während er eine Plastikgabel hochgerülpst und dann beim Weglaufen einen Teil des Türstocks eingerissen hat. Solche Sachen eben. Dinge, die man jeden Tag erlebt und die einem die Hoffnung an die Menschheit nicht ganz verlieren lassen. Die Sitte des „Bitte“ und der Gedanke des „Danke“ sind schließlich sehr viel wert und öffnen Tür und Tor. Das tut eine Feldhaubitze zwar auch, aber immerhin.

Daher kann man trotz allem nicht behaupten, dass es der Menschheit grundsätzlich an Etikette fehlt. Vielleicht dem dämlichen Bauerngesocks hierzulande ament etwas mehr, aber nicht gänzlich. Freilich gibt es immer dummgesoffene Saubierproleten, die meinen, alleine auf der Welt zu sein. Aber es gibt eben auch sehr viele freundliche Menschen.

So wie die beiden Männer letztens, die ich antreffen durfte, als ich im lokalen Eisentempel war, um meine waschlappigen Gummiglieder auszuhärten. Für gewöhnlich plane ich es dort mit ein, meinen Zwei-Zentner-Kadaver anschließend noch in die Sauna zu hieven, um ihm etwas Gutes zu tun. An besagtem Tag versuchte ich mich anstatt mit normalen Kreuzheben in der Sumo-Deadlift-Übung und schnitt sehr gut ab. Um meinem Rücken in der Sauna die nötige Entspannung zu gönnen, machte ich zuerst einen kleinen Aufguss und pflanzte mich samt meinem Handtuch horizontal auf die dritthöchste Stufe.

Sauna. Ein Ort der Erfüllung und Enthüllung.

Hitze an, Welt aus. Denn Sauna ist nicht nur gesund, Sauna ist Liebe und lässt einen auf allen Ebenen entspannen. Für einige Minuten genoss ich die Ruhe und Stille der Hitze, ehe die Tür aufging und zwei Männer eintraten. Da ich mich grundsätzlich nicht als Platzhirsch profiliere, fragte ich wie immer, wenn jemand eintritt und selbst dann, wenn noch genügend freie Plätze sind: „Will jemand auf die dritte Stufe? Soll ich etwas beiseiterücken?“

„Nein, nein, nicht notwendig!“, lautete die abwiegelnde Antwort, ehe beide ihre Handtücher ausbreiteten und noch kurz ein Wort wechselten. Also gut, denke ich, und lege mich wieder hin. Augen zu, Hitze an, Welt aus. Alles grün auf der Wiese und knorke in der Borke.

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Mit so viel Kraft beim Spritzen, drang es in Nase, Mund, ja alle Ritzen

„Bäm Oida!“ – Wer weiß, was das ist? Ich weiß es jetzt, beziehungsweise kenne ich nach dem heutigen Tag die Definition davon.

Alles begann ganz friedlich an einem dienstfreien Montagmorgen. Wie üblich an einem solchen Tag, stehe ich meist zwischen vier und fünf Uhr auf, um etwas an meinem Werk zu schreiben. Nach einem ausgiebigen Frühstück gegen acht Uhr packe ich dann meine Sachen, um in die örtliche Eisenschmiede zu reisen und meine degenerierten Gliedmaße etwas mit Sauerstoff und Blut zu versorgen.

Wie üblich bei der Heimreise via Auto, öffne ich die Fenster. Mein zwei-und-zwanzig Jahre altes kleines Töftöf verfügt leider über keine besonders gute Dichtung oder nenneswerte Heizung, aus welchem Grund die Scheiben im Winter beschlagen, sobald ich in das Auto einsteige und meine Sportsachen in den Kofferraum lade (äh, in umgekehrter Reihenfolge versteht sich, nicht gleichzeitig). Schließlich war ich nach dem ausgiebigen Workout zwanzig Minuten in der Sauna. Daher: Viel warme Feuchtigkeit in Handtüchern und Kleidung. Das alles samt mir als massive Wuchtbrumme in einem eisigen Auto, welches zwei-ein-halb Stunden bei frostigen Temperaturen am Parkplatz gestanden ist.

Instant Scheibenbeschlaging sozusagen.

Auf dem Nachhauseweg sind die Fenster also offen, weil ich selbst zu allem Überdruss nach einem Saunabesuch dampfe wie ein erregtes Atomkraftwerk auf zwei Uhr. Und ich mich einzig aus dem Grund nicht nackig in mein Auto setzen mag, weil die Menschen dann immer anfangen zu schreien. Nun, zurück zum Geschehen: Die Landstraße führt mich Richtung nach Hause und ich sehe den Winterdienst mit auf der Straße schabender Schaufel mir entgegen kommen.

In einem dämmernden, kurzen Augenblick der Geistesgegenwärtigkeit denke ich noch „Ja hoi und geleck, der spritzt das Zeug aber ganz schön hoch!“

Wie so oft im Leben entscheidet nur eine einzige Sekunde darüber, ob man mit einem blauen Auge davon kommt oder richtig was auf die Fresse bekommt. Freilich würde ich diesen Post nicht verfassen, wäre ich nicht erneut und wieder einmal zu langsam im Leben gewesen. Setzen, Sechs, äh, ja, hm, wie heißt der verdammte fette Krüppel mit der Brille, dem Schielblick und der Fresse zum Einschlagen gleich noch da hinten, ach ja, Alexander P., ich selbst. Danke. Fast vergessen.

Der Winterdienst kam mit guten sechzig Stundenkilometern entgegen, was sich mit meinen achtzig Stundenkilometern kombinierte. SPROTZ tat es, als der Matsch mir wie ein Sprengsatz ins Gesicht sprang und meinem Autoinnenraum eine neue Verzierung spendierte. In meinem Fall hatte ich das Gefühl, als hätte man mir mit einem Torpfosten samt dranhängenden Tor und vier Rasengittersteinen eine freiweg und ohne direkte Umweg ins Gesicht geballert.

Ich denke wenn ich den Kopf komplett rausgehalten hätte, damit mir die Schaufel gleich den Schädel weggerissen hätte, es wäre rein vom subjektiven Empfinden auf das Gleiche hinausgekommen.

Somit: Bäm Oida. Einfach nur noch bäm, Oida.

Oder aber es war die Rache für diesen Post letztens. Wer weiß.